Die chronische Nierenerkrankung (=CKD) beschreibt eine langfristige Einschränkung der Nierenfunktion. Dabei können die Nieren Abfallstoffe nicht mehr so gut wie früher aus dem Blut filtern. Anders als eine kurzfristige Einschränkung der Nierenfunktion (=Akutes Nierenversagen) entwickelt sich CKD über Monate oder Jahre - und bleibt oft lange unbemerkt. Generell sollte bei einer CKD die Einschränkung der Nierenfunktion mindestens 3 Monate vorliegen.
Wie wird die chronische Nierenkrankheit festgestellt?
Meist wird die CKD bei einer Routineuntersuchung entdeckt – durch eine Blut- und Urinprobe. Das liegt daran, dass frühe Stadien kaum Beschwerden verursachen. Zwei Werte sind besonders wichtig: die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (=eGFR) aus dem Blut und das Verhältnis der beiden Stoffe Albumin und Kreatinin im Urin (=UACR). Beide zusammen geben einen Hinweis darauf, wie stark deine Nierenfunktion bereits eingeschränkt ist.
Was ist die eGFR?
Die eGFR zeigt, wie gut deine Nieren das Blut filtern. Sie wird aus deinem Kreatininwert im Blut berechnet und in mL/min/1,73m² angegeben. Einfach gesagt gibt sie an, wie viel Milliliter Blut deine Nieren pro Minute filtern können. Im gesunden Zustand schaffen deine Nieren locker 90 Milliliter pro Minute. Ab einer eGFR von unter 60 mL/min/1,73m gilt die Nierenfunktion schon als deutlich eingeschränkt.
Die eGFR wird außerdem genutzt, um die CKD in fünf verschiedene Stadien (=G1 - 5) einzuteilen. Wichtig: Deine eGFR und dein Stadium alleine sagen noch nichts über Beschwerden oder den Verlauf aus – sie sind ein Orientierungspunkt für dich und dein Ärzteteam.
Was ist die UACR?
Die UACR beschreibt das Verhältnis von Eiweiß (=Protein) - gemessen über das Protein Albumin - zu Kreatinin im Urin. Im gesunden Zustand gelangt kaum Albumin aus deinem Blut in den Urin. Das liegt daran, dass Albumin eins der größten Eiweiße in deinem Blut ist. Steigt also die Konzentration von Albumin im Urin an, spricht das für eine Schädigung der Nierenfilter.
Ein normaler UACR-Wert liegt unter 30 mg/g Kreatinin. Liegt der Wert darüber, spricht man von einer sogenannten Albuminurie – einem wichtigen Hinweis auf eine Schädigung der feinen Nierenfilter. Je nach Höhe des Werts kann man zwischen einer Mikroalbuminurie (=etwas Albumin im Urin) oder einer Makroalbuminurie (=viel Albumin im Urin) unterscheiden.
Je höher dieser Wert ausfällt, desto größer ist das Risiko, dass deine Nierenfunktion schneller und weiter abfällt. Während die eGFR also genutzt wird um die Nierenfunktion zu messen, wird die UACR oft bestimmt, um das Ausmaß der Nierenschädigung und das Risiko für ein schnelles Fortschreiten der Nierenkrankheit zu untersuchen.
Was steckt hinter den CKD-Stadien?
Um eine chronische Nierenerkrankung besser einordnen zu können, wird sie in fünf Stadien unterteilt – G1 bis G5. Die Einteilung basiert auf deinem eGFR-Wert:
Zusätzlich zur G-Stufe wird auch die Albuminurie-Stufe (A1–A3) angegeben – also wie viel Eiweiß du im Urin verlierst. Diese Kombination aus G- und A-Stufe zeigt an, wie stark deine Niere geschädigt ist und wie hoch dein Risiko für ein Fortschreiten der CKD oder andere Komplikationen ist.
Was genau steckt hinter dem CKD Stadium 4?
Das CKD Stadium 4 bedeutet, dass deine Nierenfunktion stark eingeschränkt ist. Deine eGFR liegt zwischen 15 und 29 mL/min/1,73 m². Dieses Stadium gehört zur fortgeschrittenen Phase der CKD. Das heißt, deine Nieren arbeiten deutlich langsamer, aber sie leisten noch wichtige Arbeit.
Viele Menschen im Stadium 4 haben bereits Begleiterkrankungen oder erste Beschwerden. Umso wichtiger ist es, jetzt gezielt gegenzusteuern durch engmaschige Kontrollen bei deinem Ärzteteam, passende Medikamente und einen angepassten Lebensstil.
In dieser Phase kann auch das Gespräch über mögliche Dialyseoptionen oder eine Nierentransplantation sinnvoll sein – einfach, um gut vorbereitet zu sein, falls es einmal so weit kommen sollte.
Was gilt im Stadium 4 für meine Ernährung?
Im Stadium 4 spielt deine Ernährung eine besonders zentrale Rolle, um deine Nieren so gut wie möglich zu entlasten. Ziel ist es, einen weiteren Fortschritt der Nierenkrankheit einzuschränken und mögliche Beschwerden wie Veränderungen in deinen Kaliumwerten oder Wassereinlagerungen zu vermeiden.
Was genau für deine Ernährung gilt, sollte unbedingt individuell mit deinem ärztlichen Team oder einer spezialisierten Ernährungsberatung abgestimmt werden. In der Folge haben wir trotzdem eine Reihe von Empfehlungen für dich zusammengefasst:
1. Nicht zu viel Eiweiß
Die Eiweißzufuhr wird in Stadium 4 oft auf 0,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag begrenzt. Bei 80 kg Körpergewicht entspricht das etwa 64 Gramm Eiweiß pro Tag. Damit die Ernährung trotzdem ausgewogen bleibt und um eine Mangelernährung zu vermeiden, kann eine gezielte Ernährungsberatung sinnvoll sein.
Sinkt deine eGFR unter 20 mL/min/1,73 m² kann es Sinn machen, die Eiweißzufuhr wieder auf 0,8 bis 1,0 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag anzuheben. Deine genauen Zielwerte besprichst du am besten wie immer mit deinem Ärzteteam.
2. Einschränkung von Salz
Auch Kochsalz solltest du weiter reduzieren – am besten unter 5 Gramm pro Tag. So hilfst du deinem Körper deinen Blutdruck im Gleichgewicht zu behalten.
3. Kalium und Phosphat
Je nach Blutwerten kann zusätzlich eine Reduktion von kalium- oder phosphatreichen Lebensmitteln nötig sein. Das betrifft beispielsweise Trockenfrüchten, Bananen, Tomaten, Nüsse oder Fertigprodukte. Ob und wann eine Einschränkung der Kalium- und Phosphatzufuhr notwendig ist hängt jedoch stark von deinen Laborwerten ab und ist nicht immer notwendig. Es gelten die Empfehlungen deines Ärzteteams.
4. Pflanzlich-betonte Kost und Beratung
Eine abwechslungsreiche, pflanzenbetonte Ernährung bleibt auch in Stadium 4 sinnvoll – aber mit spezieller Rücksicht auf Eiweiß. Eine Ernährungsberatung kann helfen, bei all diesen Empfehlungen nicht den Überblick zu verlieren.
Was sind mögliche Symptome im Stadium 4?
In Stadium 4 sind Symptome häufiger. Viele Menschen berichten über anhaltende Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, Appetitlosigkeit oder Muskelkrämpfe. Auch Juckreiz, Übelkeit, ein unangenehmer Geschmack im Mund oder Wassereinlagerungen in den Beinen können auftreten. Diese Anzeichen sind oft Ausdruck der nachlassenden Filterfunktion der Nieren – sollten aber nicht einfach hingenommen werden. Dein Behandlungsteam kann dir helfen, die Beschwerden zu lindern.
Was kann ich selbst tun?
Auch in Stadium 4 kannst du weiterhin aktiv etwas tun und damit den Verlauf deiner Erkrankung positiv beeinflussen. Es geht nicht um Perfektion, sondern um kleine, konsequente Schritte in deinem Alltag.
1. Ernährungsvorgaben einhalten
Gerade in Stadium 4 ist es besonders wichtig, die empfohlenen Ernährungshinweise umzusetzen. Sie helfen dabei, den Stoffwechsel zu entlasten, den Blutdruck besser zu regulieren und den Fortschritt der Nierenkrankheit zu verlangsamen.
Was für dich passt, sollte individuell abgestimmt sein – am besten mit deinem ärztlichen Team oder einer spezialisierten Ernährungsberatung.
2. Medikamente einnehmen
Deine Medikamente sind ein wichtiger Teil deiner Behandlung – zum Beispiel zur Senkung des Blutdrucks, zum Schutz vor einer starken Eiweißausscheidung oder zur zur Behandlung möglicher Symptome. Nimm sie regelmäßig und wie verordnet ein. Auch mögliche Nebenwirkungen solltest du offen mit deinem Ärzteteam besprechen.
3. Aktiv bleiben
Bewegung bleibt auch in diesem Stadium wertvoll. Sie kann helfen, deine Muskulatur zu erhalten, dein Wohlbefinden zu steigern und sogar Entzündungsprozesse im Körper zu bremsen. Schon regelmäßiges Spazierengehen oder leichte Gymnastik machen einen Unterschied.
4. Gewicht anpassen
Wenn du mit Übergewicht kämpfst, kann eine langsame, nachhaltige Gewichtsreduktion deine Nieren und dein Herz-Kreislauf-System deutlich entlasten. Wichtig dabei: Keine radikalen Diäten, sondern eine begleitete Umstellung mit realistischen Zielen.
5. Lebensstil umstellen
Verzichte möglichst auf Zigaretten, achte auf ausreichend Schlaf und versuche, Stress gezielt zu reduzieren. Wenn du unsicher bist, wie du anfangen kannst: In der Mizu App findest du hilfreiche Artikel. Und dein Ärzteteam steht dir beratend zur Seite.
Wo finde ich Unterstützung mit CKD?
Du musst diesen Weg nicht allein gehen. Neben deinem ärztlichen Team gibt es viele Stellen, die dir helfen können. Zu diesen gehören beispielsweise Ernährungsberater:innen, idealerweise mit Erfahrung zu CKD, oder Selbsthilfegruppen.
In vielen Online Foren oder in sozialen Medien gibt es außerdem Gruppen deren Fokus auf der chronischen Nierenkrankheit liegt. Hier findest du auch andere Menschen, mit denen du dich zu deiner Nierenkrankheit und möglichen Herausforderungen im Alltag austauschen kannst.
Auch in der Mizu App findest du Werkzeuge, die dir helfen können, deine Gesundheit in den Griff zu bekommen. In der Mizu App kannst du deine Werte dokumentieren, deine Ernährung tracken oder die Einnahme deiner Medikamente im Blick behalten. Je früher du aktiv wirst, desto mehr kannst du erreichen.