Dein Körpergewicht, das über den Body Mass Index (=BMI) in verschiedene Kategorien unterteilt werden kann, spielt für dein Ärzteteam eine wichtige Rolle. Das liegt daran, dass ein gesundes Gewicht das Risiko für die Entstehung zahlreicher chronischer Erkrankungen, wie der Zuckerkrankheit (= Diabetes) oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, senken kann.
Doch auch ein zu niedriges Gewicht kann sich negativ auf deine Gesundheit auswirken. Mögliche Folgen sind beispielsweise eine Abnahme der Knochendichte (= Osteoporose) oder eine Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Besonders für Menschen mit chronischer Nierenerkrankung (= CKD) ist ein gesundes Gewichtsmanagement daher von großer Bedeutung.
Untergewicht und meine Nieren
Wissenschaftliche Studien konzentrieren sich meist auf die Auswirkungen von starkem Übergewicht (= Adipositas) auf die Nierengesundheit und den Verlauf chronischer Nierenerkrankungen, während das Untergewicht oft weniger Beachtung findet.
Einige Untersuchungen zeigen jedoch, dass auch Untergewicht (BMI < 18.5 kg/m²) gerade im Zusammenhang mit der CKD einige Risiken bergen könnte. Eine Untersuchung aus Korea zeigte beispielsweise, dass untergewichtige Menschen häufiger an einem Nierenversagen erkranken als normalgewichtige Personen. Auch wenn der Zusammenhang noch nicht vollständig geklärt ist, profitieren deine Nieren - wie auch dein restlicher Körper - von einem gesunden Gewicht. Ungewollte Gewichtsabnahmen sollten ohnehin immer mit deinem Ärzteteam besprochen werden.
10 praktische Tipps für eine nachhaltige Gewichtszunahme
Der nachhaltige Auf- und Abbau von Gewicht ähnelt eher einem Marathon als einem Sprint. Das bedeutet, dass vor allem Durchhaltevermögen und Geduld gefragt sind. Die folgenden Tipps sind auch keine Wundermittel, sondern praxisnahe Ideen, die dir helfen können passende Routinen für eine nachhaltige Gewichtszunahme in deinen Alltag zu integrieren.
1. Kalorienzufuhr erhöhen
Wer mehr Kalorien aufnimmt, als er oder sie verbrennt, nimmt in der Regel auch zu. Das ist kein Hexenwerk! Eine gängige Empfehlung lautet, etwa 300 bis 500 kcal mehr pro Tag aufzunehmen, als der Körper im aktiven Zustand verbraucht. Dein Ärzteteam oder Ernährungsberater:innen können dir helfen, das Kalorienziel für deinen individuellen Fall exakt zu berechnen.
2. Proteine in der richtigen Menge
Proteine helfen deinem Körper Gewicht und Muskelmasse aufzubauen. Achte jedoch darauf, dass deine Proteinzufuhr mit den Vorgaben für deine chronische Nierenerkrankung abgestimmt ist. Dein Betreuungsteam kann dich auch hier unterstützen.
3. Häufige Mahlzeiten
Mehrere kleine Portionen über den Tag hinweg können dir helfen Gewicht aufzubauen. Du kannst versuchen einen Wecker oder eine andere Form der Erinnerung zu benutzen, um keine Mahlzeit zu verpassen und möglichst regelmäßig etwas zu dir zu nehmen.
4. Lebensmittel mit einer hohen Energiedichte
Lebensmittel wie Nüsse, Avocados und Vollmilchprodukte sind reich an Kalorien und können dir helfen deine Kalorienzufuhr über den Tag hinweg zu steigern. Du solltest jedoch immer darauf achten, dass du die Empfehlungen für die Aufnahme wichtiger Nährstoffe, wie Kalium oder Phosphat, im Hinterkopf behältst, falls hier für deinen Fall medizinische Einschränkungen bestehen sollten. Gerade Avocados und manche Nusssorten sind zum Beispiel reich an Kalium, was in einem späteren CKD-Stadium relevant werden kann. Sprich’ hierzu einfach mit deinem Ärzteteam.
5. Psychologische Unterstützung
Nicht selten ist Untergewicht die Folge von Essstörungen. In diesem Fall lohnt es sich immer Unterstützung an Bord zu holen, um dich bestmöglich zu unterstützen. Gerade in solch sensiblen Fällen kannst und hast du jeden Anspruch auf die professionelle Hilfe durch dein Ärzteteam.
Sollten bei dir psychische Belastungen bestehen gibt es die Möglichkeit von Hilfsangeboten, wie der Telefon-Hotline des Berufsverbandes deutscher Psychologinnen und Psychologen. Anrufe unter der 0800 777 22 44 sind zwischen 08:00 und 20:00 Uhr kostenlos und anonym möglich.
6. Unterstützung durch einen Ernährungsberater
Ernährungsberater:innen sind geschult, um dich beim Erreichen deines Zielgewichts mit den richtigen Werkzeugen zu unterstützen. Bei bekannter Nierenschwäche hast du möglicherweise auch Anspruch auf eine Ernährungsberatung. Dies kannst du ganz einfach mit deinem Ärzteteam prüfen.
7. Schlaf und Stressmanagement
Ausreichender Schlaf und Stressbewältigung fördern ein gesundes Gewichtsmanagement. Auch Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation können helfen Stress in den Griff zu bekommen.
8. Größere Teller verwenden
Menschen, die größere Teller verwenden neigen auch dazu mehr zu essen. Was wie ein Trick klingt, funktioniert in vielen Fällen tatsächlich. Probiere es einfach einmal aus.
9. Rauchstopp
Rauchen kann den Appetit mindern. Ein Rauchstopp kann daher hilfreich sein, um zuzunehmen. Auch hierbei kann dich dein Ärzteteam mit hilfreichen Ressourcen und Anlaufstellen unterstützen.
10. Nimm’ andere mit ins Boot
Finde ein paar Gleichgesinnte, die ähnliche Ziele verfolgen und tausche dich mit ihnen darüber regelmäßig aus. Der Austausch mit anderen kann motivieren und dir dabei helfen langfristig deinem Ziel einen Schritt näher zu kommen. Eine gute Anlaufstelle können beispielsweise Patientenvereinigungen sein.
Wie lege ich los?
Bevor du nun loslegst, solltest du dich noch einmal mit deinem Ärzteteam abstimmen. Dieses kann dich auf deinem Weg so nicht nur bestmöglich unterstützen, sondern dir auch wichtige Informationen und Tipps rund um den Gewichtsaufbau liefern. Du solltest außerdem alle Lebensstilanpassungen mit deinem Arzt oder deiner Ärztin besprechen, um sicherzustellen, dass sie zu deinen individuellen Bedürfnissen passen.