Menschen an der Dialyse verbringen jede Woche viele Stunden mit der Blutwäsche. Sowohl die Peritonealdialyse, vor allem aber auch die Hämodialyse im Zentrum, beeinträchtigen bei Behandlung untertags oft das tägliche Leben. Dieser Blogbeitrag schildert dir die Möglichkeit der sogenannten Nachtdialyse - quasi Dialyse im Schlaf - mit der zum Beispiel berufstätige Menschen sich ihre Zeit untertags teils besser freiräumen können.
Was ist denn eine Nachtdialyse?
1. Hämodialyse
In den meisten Ländern der Welt macht der Großteil dialysepflichtiger Menschen Hämodialyse im Zentrum, 3x wöchentlich für 4 bis 5 Stunden während des Tages. Einige Dialysezentren bieten jedoch auch die Möglichkeit, die Hämodialyse während der Nacht durchzuführen. Hierfür kommst du zur Behandlung meist ebenso 3x wöchentlich ins Dialysezentrum - allerdings erst gegen 21 Uhr. Dann machst du nachts für ungefähr 8 Stunden Dialyse. Wenn du am nächsten Morgen aufwachst, bist du mit der Behandlung fertig und kannst mit sauberen Blutwerten in den Tag starten. Einige Menschen fahren anschließend auch direkt in die Arbeit. Abgesehen von der längeren Dialysezeit unterscheidet sich dieses Verfahren nicht von der herkömmlichen Form der Hämodialyse.
Wenn du zuhause dialysierst (=Heimhämodialyse), dann hast du ohnehin die komplette Freiheit, dir die Dialysezeiten in Absprache mit deinem Arzt relativ frei einzuteilen.
2. Peritonealdialyse
Auch bei der Peritonealdialyse gibt es besonders mit der automatisierten Peritonealdialyse (APD) die Möglichkeit, die Dialyse komplett auf die Nacht zu verlagern. Bei diesem Verfahren kommt ein sogenannter Cycler zum Einsatz. Das ist eine Maschine, die die dialysierende Flüssigkeit in deiner Bauchhöhle über einen Zeitraum von meist 8 bis 9 Stunden regelmäßig austauscht. Da die Maschine nahezu lautlos arbeitet, sollte auch die Nachtruhe dadurch eigentlich kaum beeinflusst werden.
Welche Vorteile bietet die Nachtdialyse?
Wie du vielleicht bereits festgestellt hast, unterscheidet sich die nächtliche Hämodialyse hauptsächlich darin, dass die Dialysezeit etwas länger angesetzt ist. Im Vergleich zur Dialyse untertags, ist das für deinen Körper schonender, da der Flüssigkeitsentzug über einen längeren Zeitraum erfolgt. Die Behandlung gleicht also eher der Aktivität von gesunden Nieren, die ja auch 24/7 arbeiten. Viele berichten, dass sie sich nach nächtlicher Hämodialyse weniger erschöpft und leistungsfähiger fühlen. Außerdem gilt die Nachtdialyse aufgrund der längeren Dialysezeit als besonders wirkungsvoll.
Neben der körperlichen Gesundheit kann sich die Nachtdialyse auch positiv auf das psychische und soziale Wohlbefinden auswirken. Durch die Verlagerung der Behandlung auf die Nacht bleibt tagsüber mehr freie Zeit für Berufsleben, Familie, Freunde und Freizeitaktivitäten. Grundlegend bist du also sowohl privat als auch beruflich flexibler und kannst dir deine Zeit freier einteilen.
Hat die Nachtdialyse auch Nachteile?
Du findest die Vorteile der Nachtdialyse klingen verlockend und fragst dich nun, wo vielleicht ein Haken sein könnte? Vor allem zwei Punkte sind hierbei aufzuführen:
Gibt es ein Zentrum in der Nähe, das nächtliche Hämodialyse anbietet? Eine Herausforderung bei der nächtlichen Hämodialyse liegt vor allem darin, dass ein guter Anteil der Dialysezentren keine Nachtschicht haben. Es kann unter Umständen also schwer sein, ein geeignetes Zentrum zu finden. Informiere dich diesbezüglich direkt bei den Dialysezentren in deiner Nähe.
Venöser Nadelverlust - Ein noch nicht gelöster sicherheitstechnischer Punkt bei Dialysegeräten ist der sogenannte venöse Nadelverlust. Theoretisch könnte sich die Nadel, die das saubere Blut in den Körper rückführt (=venöse Nadel), im Schlaf lösen und dann beispielsweise in der Bettmatratze verhaken. Die Maschine würde nicht mitbekommen, ob das Blut in den Körper zurückgeführt wird oder anderswohin läuft. Dadurch könnte es zu Blutverlust kommen. Da das ganze in der Nacht passiert, könnte es vielleicht nicht gleich auffallen. Auch das Dialyseteam kann aufgrund von reduzierten Lichtverhältnissen die Überwachung nicht vollständig sicherstellen. Aus diesem Grund wird bei der Nachtdialyse auf erhöhte Sicherheitsmaßnahmen, wie beispielsweise einer besonders guten Fixierung der Zugänge, vermehrt Acht gelegt. Aber kein Grund zur Panik: in der Praxis ist das Risiko eines solchen Falles äußerst gering.
Weitere Gründe - Außerdem kann es auch sein, dass du bei den Geräuschen der Maschine nicht einschlafen kannst, oder einfach nicht im Dialysezentrum übernachten möchtest. In diesen Fällen ist die Nachtdialyse ohnehin nicht das richtige Verfahren für dich.
Ab in die Nachtdialyse?
Du kannst dir nach diesem Artikel sicherlich vorstellen, dass eine nächtliche Dialysebehandlung besonders bei berufstätigen Menschen, ein großes Maß an Lebensqualität mit sich bringen kann. Allerdings bietet nicht jedes Zentrum eine Nachtdialyse an. Zusätzlich spielen noch mehr Faktoren als nur die reine Uhrzeit in deine Überlegungen. Ob die Nachtdialyse für dich eine geeignete Lösung ist, solltest du mit deinem behandelnden Dialyseteam besprechen.
