Stress ist eine natürliche Reaktion deines Körpers auf eine Herausforderung oder Bedrohung. Bei Konfrontation mit einem “Stressor” - so nennt man eine Situation, die zu Stress führt - aktiviert dein Körper das sympathische Nervensystem.
Das ist der Teil deines Nervensystems, der deinen Körper auf „Flucht oder Konfrontation“ (”Fight or Flight”) vorbereitet. Das Herz schlägt schneller, die Muskeln spannen sich an, der Blutdruck steigt. Dein Körper macht sich bereit, in Sekundenschnelle zu reagieren. Das war früher lebenswichtig, zum Beispiel wenn plötzlich ein wildes Tier vor dir stand. Heute entstehen die meisten Stressreaktionen aber im Alltag – beispielsweise durch Zeitdruck oder Konflikte – und oft ist dabei keine „Flucht“ mehr möglich oder nötig.
Während früher eine Stressreaktion also oft den Unterschied zwischen Leben und Tod machen konnte, ist sie heute oft eine Überreaktion, die langfristig zu Problemen für deine Gesundheit und auch im Bereich der Nieren führen kann.
Akuter vs. chronischer Stress
1. Akuter Stress
Akuter - oder kurzfristiger - Stress tritt plötzlich auf und ist meist nur von kurzer Dauer. Das kann zum Beispiel eine Prüfung, ein Streit oder eine andere belastende Situation sein. Dein Körper fährt in dieser Phase alle Alarm- und Einsatzsysteme hoch, um deine Leistungsfähigkeit zu steigern. Aber sobald das Ereignis vorbei ist, beruhigt sich dein Körper wieder.
2. Chronischer Stress
Chronischer - oder langfristiger - Stress dagegen bleibt dauerhaft bestehen. Das passiert, wenn dein Körper immer wieder oder ständig in Alarmbereitschaft ist ohne ausreichend Ruhephasen. Und genau hier wird es gefährlich: Dauerhafter Stress kann dein Herz, dein Gehirn, deine Nieren und viele andere Organe belasten.
Bei chronischem Stress bleibt der Spiegel von Stresshormonen und “Botenstoffen” wie Cortisol und Adrenalin im Körper über längere Zeit hoch. Das kann auf Dauer verschiedene Bereiche des Körpers schädigen und negative Auswirkungen auf deine Gesundheit haben. Besonders tückisch: Viele Menschen merken lange nicht, wie sehr sie unter chronischem Stress stehen.
Wie äußert sich akuter Stress?
Wenn du akuten Stress erlebst, kannst du das oft sofort spüren: Dein Herz schlägt schneller und dein Blutdruck steigt an. Deine Atemfrequenz steigt und du spürst möglicherweise, wie du schwitzt. Deine Muskeln sind angespannt und manchmal bekommst du feuchte Hände oder einen trockenen Mund. Generell fühlst du dich unruhig oder gereizt.
Auch deine Vital- und Gesundheitswerte zeigen kurzfristige Änderungen: Puls und Blutdruck steigen, dein Blutzucker kann vorübergehend erhöht sein, um dem Körper schnell Energie bereitzustellen. Dein Körper befindet sich also in Alarmbereitschaft.
Wie äußert sich chronischer Stress?
Chronischer Stress zeigt sich oft weniger durch spürbare Symptome, sondern äußert sich schleichend und über Zeit. Anzeichen für chronischen Stress sind beispielsweise:
- Erschöpfung & Müdigkeit
- Schlechter Schlaf & Tagesmüdigkeit
- Innerliche Unruhe & Nervosität
- Konzentrationsprobleme
- Kopfschmerzen & Muskelverspannungen
- Magenprobleme & Durchfall
Viele dieser Beschwerden schleichen sich langsam ein. Deshalb wird chronischer Stress oft erst spät erkannt. Wie beim aktuen Stress können auch Blutdruck und Blutzuckerwerte ansteigen, anders als beim akuten Stress fallen diese aber nicht mehr entsprechend ab. Das kann das Risiko für die Entwicklung chronischer Krankheiten erhöhen.
Wie beeinflusst chronischer Stress die Gesundheit?
Chronischer Stress wirkt sich auf viele Bereiche deines Körpers aus:
1. Bluthochdruck
Stress kann den Blutdruck langfristig erhöhen. Das belastet das Herz und die Blutgefäße und erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
2. Diabetes
Durch die dauerhafte Ausschüttung von Stresshormonen und aktivierenden Botenstoffen kann chronischer Stress zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels führen. Das kann bei Menschen mit Diabetes die Blutzuckerkontrolle erschweren oder sogar zur Entwicklung einer neuen Diabetes-Erkrankung führen.
3. Herzgesundheit
Dauerstress erhöht, unter anderem durch einen Anstieg des Blutdrucks, das Risiko für Herzinfarkte und andere Herzkrankheiten. Auch Herzrhythmusstörungen können durch chronischen Stress begünstigt werden. Aktives Stressmanagement hält dein Herz und dein Kreislaufsystem also fit und flexibel.
4. Gehirngesundheit
Stress kann die Konzentrations- und Gedächtnisleistung verschlechtern. Langfristig kann er auch das Risiko für depressive Verstimmungen oder Angstzustände erhöhen.
6. Nierengesundheit
Hoher Blutdruck und hohe Blutzuckerwerte, die durch chronischen Stress häufiger auftreten, können auch die Nieren belasten. Für Menschen mit chronischer Nierenkrankheit ist das besonders wichtig, denn zusätzliche Belastungen können zu einer weiteren Verschlechterung der Nierenfunktion beitragen oder das Risiko für Komplikationen erhöhen.
7. Schlaf
Dauerstress stört den Schlaf. Oft wird es schwer, abends abzuschalten oder durchzuschlafen. Zu wenig oder schlechter Schlaf kann wiederum den Stress erhöhen. Dieser Kreislauf kann sich also gegenseitig verstärken.
8. Andere Organe
Auch dein Magen-Darm-Trakt kann auf Stress mit Magenproblemen, Durchfall oder Verstopfung reagieren. Stress kann außerdem das Immunsystem schwächen, was dich anfälliger für Infekte machen kann.
Was kann ich gegen chronischen Stress tun?
Chronischer Stress muss kein Dauerzustand bleiben – du kannst aktiv etwas dagegen unternehmen. Der erste Schritt ist, dir bewusst zu machen, was dich stresst. Ist es der Job, die Familie, gesundheitliche Sorgen oder ein voller Terminkalender? Oft hilft es, den eigenen Alltag einmal genau unter die Lupe zu nehmen und herauszufinden, welche Situationen dich besonders belasten. Auch das Gespräch mit Freund:innen, Familie oder deinem Ärzteteam kann helfen, den eigenen Stress besser einzuordnen.
Wichtig ist: Du musst Stress nicht allein bewältigen. Es gibt viele Anlaufstellen, die dich unterstützen können – von Beratungsangeboten über Entspannungskurse bis hin zu psychologischer Begleitung. Auch die Mizu App kann dir mit Wissen über aktive Entspannungsmethoden helfen, chronischen Stress in den Griff zu bekommen.
Wie kann ich Stress aktiv entgegenwirken?
Es gibt viele einfache Techniken, mit denen du deinem Stress im Alltag aktiv begegnen kannst:
- Meditation: Schon wenige Minuten täglicher Achtsamkeit können helfen, den Geist zu beruhigen. Du kannst dich zum Beispiel auf deinen Atem konzentrieren oder eine geführte Meditation ausprobieren.
- Atemübungen: Langsames und bewusstes Atmen hilft, dein Nervensystem zu entspannen. Eine einfache Übung: Zähle beim Einatmen bis vier, halte kurz die Luft an und atme dann langsam für sechs Sekunden aus.
- Bewegung: Spaziergänge an der frischen Luft, leichtes Training oder Yoga helfen, Stresshormone abzubauen und den Kopf freizubekommen.
- Schlafhygiene: Achte auf einen regelmäßigen Schlafrhythmus und sorge für eine entspannte Einschlafumgebung. Vermeide Bildschirmzeit und große Mahlzeiten direkt vor dem Schlafengehen.
- Pausen bewusst einbauen: Plane dir im Alltag kleine Auszeiten ein, in denen du gezielt zur Ruhe kommst – auch ein paar Minuten können schon einen Unterschied machen.
- Soziale Kontakte pflegen: Zeit mit Freund:innen oder der Familie kann helfen, Stress abzubauen und neue Kraft zu tanken.
Was sollte ich mir merken?
Stress ist nicht grundsätzlich schlecht – aber wenn er chronisch wird, kann er deinem Körper schaden. Besonders für Menschen mit CKD ist es wichtig, den eigenen Stresslevel im Blick zu behalten. Wenn du merkst, dass dich Stress dauerhaft begleitet, sprich mit deinem Ärzteteam oder suche dir Unterstützung, denn es gibt viele Wege, Stress abzubauen und deine Gesundheit zu schützen.